Tortosa – Sehens- und Nicht-gesehens-würdigenkeiten

Die alte katalanische Bischofsstadt Tortosa am Unterlauf des Ebro ist einerseits reich an Geschichte – man vermutet bereits vorrömische Besiedlung. Auf jeden Fall ist Dertosa als römische Niederlassung bekannt. Aus spätantiker Zeit, vermutlich dem 6. Jahrhundert, datiert eine Grabstele mit hebräsicher, griechischer und lateinischer Beschriftung, die ein besonderes Dokument frühen jüdischen Lebens auf der iberischen Halbinsel darstellt. Hier bildete aber auch der Ebro lange Jahrzehnte die Grenze zwischen dem maurischen Einflussbereich und den ersten Rückeroberungen durch die Krone von Aragón. Unter Ramon Berenguer IV schließlich wurde Tortosa von einem Kreuzfahrerheer erobert und die maurische Burg, das Castell de la Suda, wie etliche andere Befestigungen entlang des Flusses, den teilnehmenden Kreuzrittern überlassen, um sie als Bollwerke gegen die Mauren zu besetzen.

Im Mittelalter und der Renaissance war Tortosa eine wichtige Bischofsstadt, hier fanden auch – einseitig erzwungene – Disputationen zwischen Christen und Juden statt, mit sattsam bekannten Ergebnissen. Tortosa rühmt sich von daher eines alten und neuen jüdischen Viertels, von dem aber praktisch nichts übrig geblieben ist als die sogenannte Jüdische Pforte in der Befestigungsmauer:

Tortosa: Jüdische Pforte, Blick stadteinwärts

Heute wohnen hier offenbar eher die neuen moslemischen Einwohner Spaniens. Wie überhaupt vieles der Zerstörung anheim gefallen ist, da die Stadt während des spanischen Bürgerkriegs lange Zeit heftig umkämpft war und weitestgehend zerstört wurde. Als scheußliches Mahnmal steht mitten im Ebro vor der Kathedrale noch immer die Siegessäule der Faschisten. Man kann das als einen Hinweis darauf lesen, dass Spanien noch immer ein gespaltenes Land ist, der Franquismo auch in der heutigen Gesellschaft noch immer fest verankert ist. Vielleicht ändert sich das ja für Katalonien, wenn das Land erst einmal seine Autonomie oder Unabhängigkeit erkämpft hat. Das Ding ist jedenfalls so hässlich, dass es allein aus ästhetischen Gründen gesprengt gehörte.

An der Festungsanlage kann man gut die Entwicklung des Festungsbaus vom Mittelalter über die Einflüsse der in der Renaissance aufkommenden Schusswaffen auf die Architektur der Schutzbauten studieren. Der Festungsbaumeister Luis de Gandolfo soll im 17. Jahrhundert an der Umrüstung der Stadtmauern auf kanonengerechte Verteidigungsanlagen mitgewirkt haben.

Zu Füßen der alten Festung liegt heute eine kleine Gartenanlage, Els Jardins del Princep, die auch eine Sammlung von Skulpturen des lokalen Bildhauers Santiago de Santiago Hernández (geb. 1925) aufgestellt, dessen naturalistische Werke für unsere Zeit furchtbar altmodisch sind. Entsprechend nichtssagend ist die ganze Anlage auch.

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Man kann zwar vom Park aus auf einen Teil der Stadtmauer, ein lohnender Blick auf die Stadt oder die Umgebung tut sich da aber nirgends auf – und ganz oben beim Übergang zur Festung ist einfach abgesperrt.

Von Kastellen hatte ich inzwischen genug, die Reials Collegis de Tortosa, ein Ensemble einst wohl prächtiger Renaissancebauten, vor allem errichtet zur Umerziehung von konvertierten Mauren, waren leider immer, wenn wir da waren, zu. Dei Kathedrale und den Bischofspalast haben wir uns aus naheliegenden Gründen ganz geschenkt.

Der interessanteste Bau ist aber sicher das jetzige Museu de Tortosa:

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Der Bau wurde zwischen 1906 und 1908 vom Architekten Pau Monguió i Segura als Schlachthof errichtet, hat also einen für Museen ungewohnten Reiz, mal ganz abgesehen vom Stil des katalanischen Modernisme.

Mercat Municipal de Tortosa: die Markhalle

Trost findet man vormittags immer im Mercat Municipal, der in den 1880er Jahren von den Architekten Joan Hervàs und Joan Abril erbaut wurde; die eiserne Dachkonstruktion ist ein Werk von Joan Torras i Guardiola, den man acuh den katalanischen Eiffel nennt. Hier kann man sich’s in der Bar Esther gut gehen lassen.

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