Interessen

REISEN: VON DAHEIM IN DIE WELT UND RETOUR

Reisen ist mir nicht nur ein Weg, von da weg zu kommen, wo ich lebe. Da lebe ich schließlich gern, das habe ich mir ausgesucht. Auch verfolge ich nicht das Ziel, so viele Orte wie möglich zu bereisen oder die ganze Welt zu sehen. Da wären schon noch viele Flecken, wo ich noch nicht war, aber auch eine ziemlich lange Liste von Orten, an die es mich gar nicht ziehen würde.

Horta de Sant Joan, die Vorlage für Picassos bekannte kubistische Bilder von 1909

Ich verweigere Reisen in Diktaturen, weltliche wie religiöse. Das ist derzeit leider die am schnellsten wachsende Gruppe von Ländern. Die Türkei hat sich schon eingereiht, Ungarn und Polen stehen nicht mehr weit davon. Wobei ich in allen drei Ländern schon war. Insofern ist das nicht weiter tragisch. Mit Ländern des ehemaligen Ostblocks – ein pejorativer Ausdruck, ich weiß, aber er fasst mein Erleben gut zusammen – habe ich am Anfang der neunziger Jahre meine Erfahrungen gemacht. Da war nichts zu wollen, nichts wirklich interessant. Diese Anmutung hat sich bei mir bis heute gehalten, ungerechtfertigt vielleicht. Prag hat sich prächtig entwickelt, ist mir aber längst zu touristisch geworden; was man dort sehen wollen würde, kenne ich schon. Die Menschen lerne ich lieber in anderen Gegenden Tschechiens kennen.

Vielleicht möchte ich mal nach Galizien, aber das beißt sich derzeit mit meiner Abneigung gegen undemokratische Regime. Das gleiche gilt für Cuba. Ich war auch nie in Ostberlin. Was hätte ich dort wollen? Ossis schauen? Ich war dann 1990 dort, das war noch früh genug.

Die interessanteste Gruppe von Ländern ist die, wohin es mich immer wieder zieht. Ich bin da ziemlich langsam, man könnte sagen, ein Anhänger des Slow Travel. Dass ich mit einer Region sozusagen fertig wäre, kommt meistens nur dann vor, wenn man mich verärgert oder enttäuscht – nach 10 Jahren Südküste von Kreta haben sie das dort doch noch geschafft: entweder ist mein Anspruch gestiegen oder das Niveau drastisch gesunken, oder beides.

Sonst weiß ich schon beim Heimfahren, aus welchen Gründen ich wiederkommen wollen würde, was ich noch sehen, erleben, probieren oder einfach wiederholen möchte. Einige wenige Destinationen waren bisher schon nach ein oder zwei Besuchen abgefrühstückt: Kopenhagen hat mich zwar beeindruckt, insbesondere die allerneueste Architektur, aber es war nach vier Tagen irgendwie ganz und gar die Luft raus. Anders in Stockholm: da wusste ich auf dem Wege zum Flughafen schon, dass ich wiederkommen wollte; mal sehen, wann sich das ausgeht. Und Tallinn ist nun wirklich klein; aber man kann immerhin mal eine Runde durch die Flachländer des Baltikums überlegen. Königsberg wäre da auch interessant, aber da es eigentlich Kaliningrad ist und in Russland liegt, fällt das sicher aus. Ich habe noch viel zu viele Ziele auf meiner Liste, bevor Herrn Putins seltsames Land dran kommen wird.

Das gleiche gilt aber auch für die USA: die Einreiseformalitäten für Bürger der EU sind des Umgangs unter zivilisierten Völkern einfach nicht würdig. Ich war dort schon mehrmals, aber man kann einen ganzen halben Kontinent ja nicht mit ein paar Spots für abgedeckt halten. Mir waren New Orleans, die Florida Keys und New York ein Bedürfnis, nach Boston hat es mich beruflich verschlagen. Und daraus ergibt sich bei einer verknüpfenden Interessensstruktur wie meiner: da würde mich New England reizen, die Großen Seen, aber auch Louisiana. Ganz zu schweigen von den verschiedenen Nationalparks. Aber für ein Land, das Trump gewählt hat, gilt das gleiche wie für eines, das Putin wählt.

Mit ein paar Ländern bin ich offenkundig schon lange beschäftigt, aber auch noch lange nicht fertig: Italien, Frankreich, Spanien. Wo ich in meiner Jugend war, möchte ich bisweilen wieder hin, und abseits dieser Destinationen gibt es in diesen drei Ländern noch reichlich weiße Landschaft. Das Baskenland und Galicien, das Roussillon und die Bretagne, Cinque Terre und Apulien, um nur ein paar zu nennen.

Österreich selbst kenne ich natürlich einigermaßen gut, aber es gibt auch da beides: einige Ecken, wo ich noch nie war, und ein paar wirklich schöne Flecken, wo ich immer wieder gerne hinfahre oder gerne wieder hinfahren würde. Selbstredend gibt’s auch welche, von denen ein Geschäftspartner einmal sagte:

Do mecht‘ i ned amoi hinnich üban Zaun hängan!

Edi

In diesem Sinne…

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WANDERN: AUS DEM FLACHLAND IN DIE BERGE

Auf dem Weg zur Gauermannhütte

So auf die alten Tage macht es sich bezahlt, ein Wenig mehr auf die Fitness zu achten. Da lässt sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: das Gehen ist mir inzwischen eine Herzensangelegenheit geworden. Ich gehe mehrmals pro Woche eine mindestens zehn Kilometer lange Runde. Aber selbst dieses harmlose Training im Flachland vor der Haustür, am Rande des Wiener Beckens, hat sich als effektiv herausgestellt. Die Wanderungen waren früher eher eine Anstrengung, heute geht das flott und mit viel mehr Freude.

Das Gute am Gehen: es erfordert keinerlei Konzentration auf die körperliche Aktivität. Einen Schritt vor den anderen setzen geht eigentlich per Autopilot. Aber im Laufe der Strecke lüftet sich das Gehirn aus. Kreisen zuerst die Gedanken noch um die alltäglichen und beruflichen Themen, lichtet sich das Durcheinander allmählich. Einer Phase angenehmer Leere folgt dann eine gesteigerte Konzentrationsfähigkeit, während derer sich effektiv an Problemen arbeiten lässt oder mit starkem Fokus Neues entwickelt werden kann.

Und wenn es hirngespinstige Projekte sind!

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KULINARIK: VOM GENUSS ALS LEBENSPHILOSOPHIE

Um das mit dem alten Geheimrat zu sagen:

Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.

Johann Wolfgang von Goethe

Das gilt gleichermaßen für Trinken wie Essen, aber auch fürs Reisen. Tautologisch ausgedrückt: Strapazen lohnen sich nur, wenn sie sich auch lohnen. Der Weg zum Bergsee muss von einem herrlichen Anblick gekrönt sein, der zum Gipfel von einem Ausblick. Ich gehe nicht ins Konzert, um mich dann zu fadisieren, nicht in die Oper, um mir dann dasselbe vorsetzen zu lassen wie beim letzten Mal. Und ich gehe nicht zum Wirten, um zu viel Geld für etwas auf den Tisch zu legen, das ich selber besser kann. Ich kann nämlich kochen.

Restaurant Amaré, Roquetes, Catalunya: Esqueixada d’Abadejo

Aber nicht das Essen ist die Leidenschaft, sondern der Genuss. Deswegen füttere ich auch regelmäßig meinen Blog genussfaktor.at mit kulinarischen Anmerkungen, Rezepten und Reisenotizen.

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PHILOSOPHIE: DAS STUDIUM, MIT DEM ICH WOHL NIE FERTIG WERDE

Schnitze dein Leben aus dem Holz, das du hast.

Leo N. Tolstoi
Das gute Leben liegt in der Beschaulichkeit

Für meine berufliche Karriere war mein Studium der entscheidende Treiber: nicht dass ich es fertig gemacht hätte! Es hat mich aus einer Berufswelt in eine andere katapultiert, ich habe meine Stärken entdeckt. Und zum Glück Unterschlupf in einer Branche gefunden, in der es damals noch nicht um formale Ausbildung oder Zeugnisse ging. Bei den Werbefritzen halt. Ich bin gerade eingestiegen, als völlig neue skills gefragt waren, die Fähigkeit, etwas zu entwickeln, was es noch nicht gab.

Das Interesse an Philosophie, Soziologie, Psychologie und Geschichte habe ich mir jedoch immer bewahrt.

Ich sammle Bücher wie ein Irrer, so an die 4.000 Bände umfasst meine Bibliothek derzeit. Ich lese zwar auch viel. Das geht sich aus, weil ich etwa keine Zeit für Fernsehen oder Videos erübrige. Auch bin ich kein Familientier. Aber der Überhang an nicht Gelesenem ist dennoch erdrückend. Das aufzuarbeiten wird auch die ganze Pensionszeit nicht ausreichen – der Zufall möge mir viel davon schenken. Typisch irrationales Verhalten.

A propos Zufall: ich bin ein zutiefst areligiöser Mensch. Ich gehöre der Kirche des fliegenden Spaghetti-Monsters an. Was jetzt wie ein Widerspruch klingt, liegt darin begründet, dass es sich um ein gesellschaftspolitisches Experiment handelt. Die KdFSM ist genauso aufgebaut und hat eine ähnliche Glaubenslehre wie andere Religionen auch und bemüht sich daher um die offizielle Anerkennung als Religionsgemeinschaft. Wir wollen damit beweisen, dass alle diese Dinge absurd und von Menschen erfunden sind. Wie viel Erfolg das haben kann, ist ungewiss, trotzdem haben wir viel Spaß dabei, wie die Verwaltung sich dagegen sträubt, unser Projekt anzuerkennen. Gleichzeitig akzeptieren sie aber all die Dinge, die von anderen Religionsgemeinschaften vertreten werden, und die ein denkender Mensch nur lächerlich finden kann.

Das ist der wichtigste Teil meiner philosophischen Weltanschauung: ich bin überzeugt, dass diese Welt es nicht nötig hatte, von einer außer ihr stehenden Entität geschaffen zu werden, und es auch nicht nötig hat, sich auf Transzendentales zu beziehen. Ich bin durch und durch Materialist. Seele ist für mich ein Wort, das Funktionen unseres biologischen Gehirns und Nervensystems bezeichnet, aber irrigerweise für etwas außerhalb Stehendes gehalten wird.

Über kulturelle Interessen, Literatur, Musik und Philosophie blogge ich manchmal auf spodogeloion.

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IRGENDWAS MIT COMPUTERN MACH ICH SCHON SEIT DREISSIG JAHREN

Da gab’s noch keinen PC. Meine ersten Manuskripte habe ich noch in die Schreibmaschine geackert damals. Ich konnte zuerst keinen Sinn darin sehen, mir einen Computer anzutun: so einen C-64 von Commodore oder ähnliche Knatterkisten. Mit dem Spielen hatte ich nie was am Hut. Sonst konnte man damit nicht wirklich etwas Sinnvolles anfangen. Also habe ich meine erste Zusatzausbildung in dieser Richtung am Großrechner absolviert: Assembler-Programmierung auf der IBM 360. Das erste Semester durften wir nicht mal an die Maschine, da haben wir Datenstrukturen und Programmablaufpläne gezeichnet. Am Ende konnten wir erstmals ein Mini-Programm auf Lochkarte stanzen und einlesen, ausführen lassen und uns mit den Fehlermeldungen in Form hexadezimaler Codes auseinander setzen. Informatik in ihrer Steinzeit. Aber ich habe dabei mehr über die Logik des Programmierens gelernt, als man heute vermittelt bekommt.

Manchmal kommt auch was dazwischen…

Mit meinem Bruder habe ich seit nunmehr 30 Jahren – da ist seit 1992 – ein Beratungsunternehmen. Wir haben schon 1997 mit Internet begonnen, als grade die erste sinnvolle Fusion von HTML 3.2 und dem Netscape Browser die allerersten Gehversuche im damals noch so genannten World Wide Web möglich machte. Der Nutzen war noch sehr fraglich, zugleich die Euphorie groß.

Ich bin also sozusagen seit Anfang dabei, aber dennoch nie ein Apostel der Digitalen Welt geworden. Ich kenne diese Dinge, ich versuche, dran zu bleiben – bis zu Machine Learning und Artificial Intelligence. Es ist spannend, dabei zu sein.

Dennoch darf man nicht außer acht lassen, dass die meisten Menschen noch immer nicht vollends durch-digitalisiert leben. Dass die meisten Produkte noch immer in echten Brick-and-Mortar-Stores verkauft werden. Dass das Leben nicht in den Sozialen Medien stattfindet.

Altmodisch, ja. Aber ich gedenke das analoge Dasein auch weiterhin zu bevorzugen. Obwohl ich mehr Zeit an Computer, Tablet und Phone verbringe, also sonstwo. Das hat mit meinem Beruf und einem Teil von diesen meinen privaten Interessen zu tun.

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