Venedig nach Corona

… also gleich nach der Wiedereröffnung der Reisefreiheit! Wir dachten uns: diese Chance kriegen wir nie wieder, Venedig mal nicht im Winter wie sonst, sondern sommers und trotzdem ruhig. So jedenfalls hofften wir.

Und siehe: außer einer übermäßig gut besuchten Samstagnacht – die Jungen aus Mestre sind zu Tausenden herüber gekommen, um mal in ihrem Venedig zu feiern – hatten wir eine wahrhaft beschauliche Zeit. Wir konnten ein paar Freunde besuchen, schauen, wie es ihnen und ihren Geschäften geht, Zuversicht verbreiten, dass es bald wieder los geht mit den Reisen und den Reisenden. Und wir wurden freudig willkommen geheißen.

Was wir gehört haben, war in etwa dieselbe Geschichte wie bei uns: gesundheitlich alles in Ordnung, keine Verluste in der Familie, ökonomisch ein Desaster – vor allem gleich nachdem sich die Wirtschaft nach der verheerenden Hochwasserperiode im November und Dezember endlich wieder gefangen hatte… In Italien gibt es allerdings im Unterschied zu Österreich recht wenig staatliche Unterstützung. Da warten auch die vielen Arbeitskräfte schon wieder dringend auf das Anspringen des Tourismus. Bei uns sind ja recht viele eher ungehalten, dass man ihren gut bezahlten Sonderurlaub auch irgendwann beenden muss.

Und Venedig war leer – man stelle sich vor: Juni und heller Nachmittag!

Venezia, Piazza San Marco
Venezia, Piazza San Marco

Der Schaden fast mit den Händen zu greifen. Man kommt sich irgendwie vor wie ein Dieb, der hier was mitgehen lässt, das ihm nicht zusteht…

Die Lagune ist sauber, man kann vereinzelt sogar Fische sehen in den Kanälen, der Schiffsverkehr gemäßigt, und es fehlen die Gondeln voller Chinesen.

Venezia, Blick vom Rialto auf den Canale Grande

Kein Geschiebe und Gedränge, nicht einmal auf den Trampelpfaden ist wirklich was los. Auch die gefragten Lokale sind spärlich besucht und kaum je voll, obwohl man auch hier längst nicht mehr so dicht aufeinander sitzen darf wie das früher üblich war.

Ein wirklicher Lichtblick ist sicher das Fehlen der schwimmenden Gemeindebauten, der Kreuzfahrschiffe. Es wäre eine Wohltat, kämen sie nie wieder, aber wohl nur ein frommer Traum.

  • Erste Empfehlung: ein Abstecher ins Hintaus (mit Bacaro Risorto und Retro Jazz Bar)
  • Zweite Empfehlung: ein rarer Blick in einen der versteckten Gärten (mit Besuch in La Toletta, der Bar, in der die venezianische Tradition der Tramezzini ihren Ausgang nahm)
  • Dritte Empfehlung: der Campo dei Gesuiti (mit Rast im Combo direkt im Kreuzgang des Klosters)

Die kulinarischen Abenteuer sind auf unserem Schwesterblog genussfaktor beschrieben.

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